Dienstag, 8. Juni 2021

Technologie Agnostische Gedanken zur Hybriden Integration Teil 2

 Reifegradmodell


Die Digitalisierung verlangt von den Unternehmen vor allem eines: Vernetzung.
 
Da sich API's , Microservices, Software as a Service (SaaS) und Serverless-Architekturen weiterentwickeln, wird der  Integration's Bedarf  nicht weniger werden.
Stattdessen beinhaltet fast jedes neue System über eine eplodierende Liste  von Endpunkten (Exploding Endpoint Problem).
 
Das Microservice Mantra von Smart Endpoint und Dumb Pipes geht auf ein tieferes Problem ein, Integration muss vom Code lernen, unveränderlicher werden, typsicher, testbar , kontinuierlich builden und deployen, damit sie robuster, belastbarer und vor allem agiler ist. 


Grundlagen zum Reifegradmodell

Ein Reifegrad beschreibt die Reife eines eines bestimmten themenkomplexes hinsichtlich einer bestimmten Methode oder eines Modells. Durch die Einstufung anhand definierter Anforderungen und Kriterien ergeben sich verschiedene Grade an Reife. Zur Erreichung eines bestimmten Reifegrades müssen die in der jeweiligen Stufe beschriebene Kriterien nachweislich erreicht sein. Die ursprüngliche Verwendung von Reifegradmodellen findet sich in der qualitativen Bewertung von Unternehmensprozessen. Die Qualität der Prozesse macht sichtbar, wie gut die Prozesse zu den Unternehmenszielen und -strategien beitragen. Ziel dabei war es, entlang eines systematischen Ansatzes die Prozessqualität im Unternehmen kontinuierlich zu messen und zu verbessern. Viele der heute bekannten Reifegradmodelle orientieren sich an diesem Grundgedanken.
 
Die Methodik erwartet nicht , dass eine Organisation von Grund auf neu beginnt , sondern zuerst eine Bewertung durchführt, um den aktuellen Zustand zu verstehen und einen Weg zu definieren , um zur nächsten gewünschten Ebene zu gelangen . 

Reifegradmodell im Kontext von Integration

 Der Gesamtansatz , von einer Stufe zur nächsten zu wechseln, ist iterativ, planen, implementieren, überprüfen, verbessern und zurück zum Plan.  





Beschreibung der Reifegradstufen

Level 0: Ad-hoc-Integration : 

Das Wissen zur Integration und den Werkzeugen ist nur bedingt vorhanden , was dazu führt , dass das Thema Integration zu Frustration bei den Mitarbeitenden führt und die Ressourcen schlichtweg überfordert sind.

Um den Reifegrad zu erhöhen , sollten Sie folgende Maßnahmen und Entscheidungen treffen:

1. Schaffen Sie Transparenz, und zeigen Sie den Stellwert der Integration im Unternehmen auf. Erkennen Sie den Bedarf , und machen Sie sich Ihre Integrationsstrategie bewusst.

2. Ermitteln Sie Ihre Integrationsanforderungen im Unternehmen. Basierend darauf sichten Sie die Werkzeuge und Integrationsplattformen auf dem Markt, um Ihre Anforderungen bestmöglich abbilden zu können.

3. Definieren Sie Rollen im Integrationsumfeld. Nutzen Sie dazu die Rollen aus ISA-M. Besetzen Sie die Rollen mit entsprechenden IT-Ressourcen.

4. Setzen Sie ISA-M ein , um effizienter und strukturierter Ihre Anforderungen an die Integration einstufen zu können.

Level 1: Einheitliche Terminologie (Common Terminology)

Die Einstufung von Reifegrad-Level 1 ist Grundlage von ISA-M. Unternehmen haben die Notwendigkeit der Integration erkannt und ihre Integrationsfähigkeiten entsprechend nach ISA-M in Domänen, Stilen und Anwendungesfälle strukturiert und klassifiziert. Die Kommunikation zwischen Unternehmensarchitekt*innen, Projektteams, Fachbereichen sowie Systemverantwortlichen ist optimiert, aber noch nicht vollständig etabliert. Die Verantwortlichkeiten sind häufig noch nicht geklärt, was die Umsetzung einer zentralen Governance für die Integration erschwert.

Um den Reifegrad zu erhöhen , sollten Sie folgende Maßnahmen und Entscheidungen treffen:

1. Etablierung eines Integration Competency Centers . 
2. Formulieren Sie eine Reihe von Integrationsregeln, Mustern und Standards für die Integration im Unternehmen.
3. Definieren Sie einen Prozess, um Projektanfragen an die Integration zentral aufnehmen zu können. Ziel ist es , Anfragen zu zentralisieren und zu standardisieren.

Level 2: Integrationsstrategie (Integration Strategy)

Unternehmens- und Integrationsarchitekt*innen sind in der Lage , die Integrationsfähigkeiten anhand der ISA-M Klassifizierung zu bewerten und zu optimieren. Anhand der ISA-M-Methodik wurden Referzarchitekturen und Integrationsmuster für Lösungen entwickelt. Das Unternehmen ist auf dem Weg, sich sowohl horizontal als auch vertikal vollständig zu vernetzen. Sie schaffen mit der Integrationsstrategie die Grundlage zur Digitalisierung. Des Weiteren gibt es ein Integration Competency Center, das sich um die Integration im Unternehmen als Ganzes kümmert.

Um den Reifegrad zu erhöhen, sollten Sie folgende Maßnahmen und Entscheidungen treffen:

1. Schaffen Sie eine Unternehmenskultur, in der Integration der Mittelpunkt für die Weiterentwicklung und Transformation des Unternehmens ist.

2. Optimieren Sie Ihre Sourcing-Strategie, und schaffen Sie eine differenzierte Sourcing-Richtlinie.

3. Etablieren Sie eine kontinuierliche Abstimmung zwischen dem Integrationsteam und den Unternehmensarchitekt*innen. Gründen Sie ein Integrations-Board, das regelmäßig Best Practices überprüft , neue Anforderungen aufgedeckt und die Integration als Managementdisziplin weiterentwickelt.

Level 3: Integrationssteurung (Integration Governance)

Richtlinien und Standards zur Integration werden durch die Unternehmens- und Integrationsarchitekt*innen entwickelt. Projektteams sind in der Lage , anhand dieser Richtlinien und 'Standards eigenständig die Integrationslösungen und - technologien auszuwählen. Die Nutzung von Richtlinien und Standards ermöglicht es nun, neue Schnittstellenanforderungen strukturiert zu bewerten und anhand der Referenzarchitekturen bestmöglich umzusetzen. Ein Expertenteam überwacht kontinuierlich neue Integrationsanforderungen und Trends und entwickelt die Fähigkeit im Unternehmen zu Integration entsprechend weiter.

Um den Reifegrad zu erhöhen , sollten Sie folgende Maßnahmen und Entscheidungen treffen:

1. Versuchen Sie, die Integration als festen Bestandteil in die Digitalisierungsstrategie einzubinden. Integration sollte in der digitalen Kultur Ihres Unternehmens fest verankert sein.

2. Entwickeln Sie neue Ansätze hinsichtlich der "Do-it-Yourself"-Integration. Schaffen Sie Grundlagen im Unternehmen, um diese Ansätze zu ermöglichen.

3. Ermutigen Sie einzelne Anwender*innen dazu, die Integration selbst einzurichten. Ziel dabei ist es, die internen Kernressourcen zu stärken und das Wissen zur Integration stärker zu dezentralisieren.

4. Definieren Sie Ihre Hybrid Integration Platform.


Level 4: Etablierte Integrationsorganisation ( Practice of Empowerment)


Unternehmen in diesem Reifegrad ermöglichen es den Endbenutzer*innen sowie Endanwender*innen, durch moderne Integrationswerkzeuge ihre Schnittstellen selbständig für bestimmte Integrationsdomänen auf der Hybrid Integration Platform zu konfigurieren. Das Integrationsteam kann nun besser skalieren und sich auf die Modernisierung der Integrationslandschaft konzentrieren. Des Weiteren ist die Integration fester Bestandteil in der digitalern Kultur des Unternehmens und ist in alle Prozesse eingebunden. SelfService -Fähigkeiten zur Integration sind etabliert.


Vorgehensweise und praktische Nutzung

Meine Empfehlung für die praktische Anwendung ist es, ein Reifegradmodell lediglich als Orientierung und für eine Analyse der Ist-Situation bzw. Einschätzung der heutigen Integrationsfähigkeiten zu nutzen. Darauf basierend , lassen sich dann Handlungsfelder und Maßnahmen ableiten, um den nächsten Reifegrad ihrer Integrationsfähigkeiten zu erreichen.

Leitfaden für Reifegradmodelle

Im Folgenden geben wir Ihnen einen Leitfaden zur Nutzung der Reifegradmethode , basierend auf den beiden vorgestellten Modellen  "Reifegradmodell für die Integration " . Zur Bewertung der Ist-Situation und Ableitung von Maßnahmen sind im Wesentlichen vier Schritte erforderlich:

1. Schätzen Sie den Reifegrad Ihrer IT in der Integrationsfähigkeit ein.
Bestimmen Sie Ihre Ausgangslage in Bezug auf die Integration. Nutzen Sie dazu die Ebenen aus ISA-M, und adaptieren Sie die Ebenendefinitionen inklusive Kriterien gemäß Gartner.

2. Legen Sie Ihre Zielsetzung anhand der Ebenen im Reifegradmodell fest.
Definieren Sie ihre gewünschten Ziele für  die Integration, und ordnen Sie diese der entsprechenden Ebene im Reifegradmodell zu. 

3. Definieren Sie Maßnahmen zur Erreichung der Ziele anhand der Kriterien des Reifegradmodells.
Beschreiben Sie zunächst anhand der Ausgangssituation Ihre definierten Ziele und Handlungsfelder . Bestimmen Sie anhand der Handlungsfelder die zur Umsetzung benötigten Maßnahmen.

4. Setzen Sie die Maßnahmen sukzessive um.
Planen Sie die Maßnahmen im Sinne einer Roadmap. Auf dieser Basis können Entscheidungen hinsichtlich Ressourcen, Investitionen usw. getroffen werden. Überwachen Sie die Umsetzung, und reflektieren Sie die Ergebnisse, z.B. nach einem Jahr erneut anhand des Reifegradmodells.

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